Normalerweise spreche ich bei “Das Lesen der Anderen” mit Leuten über die Bücher, die sie geprägt haben. Wenn diese Leute Schriftsteller*innen sind, dann geht es natürlich auch um ihre eigenen Bücher. Aber das kam mir bisher oft ein bisschen zu kurz. Deshalb gibt es nun in unregelmäßigen Abständen “Das Schreiben der Anderen”.
Mein erster Gast ist Daniel Schulz, Jahrgang 1979, in Potsdam geboren und in Brandenburg aufgewachsen. Daniel ist Redakteur bei der taz, er leitet dort das Ressort Investigation & Reportage. Unter anderem schreibt er dort über Rechtsextremismus, z.B. war er beteiligt an den Recherchen über die Prepper-Gruppe “Nordkreuz”.
Aus einem Essay von 2018 ist nun sein Debütroman “Wir waren wie Brüder” geworden (Hanser Berlin), der von Jugendlichen in der brandenburgischen Provinz nach 1989 erzählt, vom politischen Vakuum der Nachwendezeit – von Parties, auf denen plötzlich Matthias Reim läuft, von Müttern, die plötzlich arbeitslos sind und Vätern, die nun Versicherungen verkaufen, von Mitschülern, die plötzlich Glatze und Bomberrjacke tragen, von der Angst vor rechtem Terror, von Polizisten, die sich nicht trauen einzuschreiten, von Sprache und Gewalt, Bodyshaming und toxischer Männlichkeit. Über all das haben wir gesprochen, aber auch über den Krieg in der Ukraine. Daniel ist einer der Ukraine-Experten der taz.